Rhodos 2019 – mehr als nur eine Reise?
(Autor: Michael von Brauchitsch) 187 Pilger – Malteser, Betreute und Freunde – machten sich in der Allerheiligenwoche zum zweiten Mal nach 2012 auf den Weg nach Rhodos zu den Wurzeln des Malteserordens und zu den Spuren der Antike und des Völkerapostels Paulus. „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“ war das Motto dieses Urlaubs mit Gott. In den MHDA habe ich ja eigentlich nur eingeheiratet, aber dennoch durfte ich mit meiner lieben Frau Karin als „Quotendeutscher ehrenhalber“ an dieser unvergesslichen Erfahrung teilhaben. Auf den allerersten Blick schien es eine etwas zusammengewürfelte Reisegruppe zu sein, die sich unter der Einsatzleitung von Moritz Röttinger und Bernhard Supp nach Rhodos aufgemacht hatte, jenem Ort, an dem die Malteser zwischen 1310 und 1522 ihren Sitz hatten, bevor sie dann auf die Insel Malta weiterzogen. Das Herz der Reisegruppe waren natürlich die 46 Betreuten, von denen ca. drei Viertel auf den Rollstuhl angewiesen waren. Drumherum wuselten 10 lebensfrohe Kinder, die teilweise nicht nur die fabelhafte Kirchenmusik unter Bärbl Bauer unterstützten, sondern auch brave Messdiener waren und besonders gute Laune verbreiteten. Auch die 60 Pilger unterstützten, wo es hilfreich war. Weiterhin gehörte mit Stephan Turnovszky ein Bischof zur Reisegruppe, der unübersehbar nichts von seiner MHDA-Ausbildung vergessen hatte und sowohl als wunderbarer Seelsorger als auch als anpackender und fürsorglicher Malteser beeindruckte. Neben dem seelsorgerischen Malteser-Urgestein Pfarrer Johann Georg „Gogo“ Herberstein unterstütze noch Diakon Michael Kuhn die Priester in ihrem Dienst und leitete täglich Laudes und Komplet. Unübersehbar und engagiert leisteten die 71 MHDAler gut gelaunt, professionell und unter großem Einsatz auf wundervolle Weise ihren Dienst. Das Logistikteam, eine Gruppe junger Malteser unter der Leitung von Cary Zichy und Philipp Jakobljevich, tauchte mit seinem Bus immer dort auf, wo sie gerade gebraucht wurden. Sie bauten nicht nur die Altäre für die Feldmessen auf, sondern konnten auf freiem Gelände auch einmal alle zur Cocktailparty einladen. Dem Trageteam war keine Treppe zu eng oder steil, von Zauberhand schwebten die Rollstühle mit den Betreuten über jedes Hindernis. Die Sonne schien, Rhodos zeigte sich von seiner schönsten Seite und die Reise war von der Verantwortlichen großartig organisiert worden. Die Einsatzleiter hatten stets alles im Griff und konnten sich auf die mitreisenden Ärzte, ihre Teamleiter sowie jedes Teammitglied verlassen. Wir besuchten unter anderem den Großmeisterpalast, den Hafen, auf Einladung der französischen Honorarkonsulin die „Auberge de France“, die alte Pilgerherberge in der Ritterstraße, die Akropolis von Rhodos, die Ausgrabungen von Kamiros, die mittelalterliche Altstadt und als großes Zeugnis der Malteser in Rhodos das „neue“ Hospital, in dem die Ordensmitglieder die Herren Kranken in aufopferungsvoller Weise pflegten. Ein Platz für den Altar im Krankensaal verweist noch heute auf das Fundament der Malteserspiritualität, dem Herrn im Kranken zu begegnen. Bernhard Küenburg und Elisabeth Hintner brillierten in Vorträgen über die Geschichte des Ordens oder Besonderheiten der Sehenswürdigkeiten. Legendär wurden auch die Listen von Pius Aretin, die die Arbeit der Einsatzleitung wertvoll unterstützten. Malteser reisen nicht, Malteser pilgern – und so pilgerten wir zum Berg Philermos, auf dem in der Zeit der Malteser auf Rhodos die Ikone der Gottesmutter aufbewahrt wurde. Die Verehrung dieser Ikone ist den Maltesern seither sehr wichtig. Im antiken Theater der Akropolis von Rhodos versammelt folgten wir gespannt unserem Bischof Stephan, der in einer mitreißenden Katechese ausgehend von Schillers Ballade „Der Drache von Rhodos“ zum Thema Gehorsam sprach. Neben der Pauluskapelle in Lindos, also an der Stelle, an der der heilige Kirchengründer wohl auf seiner Reise eine Nacht verbrachte, hörten wir eine tiefgehende Katechese über den Hl. Paulus von unserem Diakon Michael. Daneben war eine wundervolle Bucht, die zum Baden einlud. Nicht nur Esel standen allen zum Proberitt zur Verfügung, sondern ein Tauchlehrer bot sich spontan an, mit seinem Boot den ganzen Nachmittag viele Gäste zu einer Rundfahrt an der bezaubernden Küste einzuladen. Eindrucksvolle Feldmessen in der Schönheit der Insel oder an der Küste ließen das Urlaubsreisen und das Pilgern verschmelzen. „Urlaub mit Gott“ wurde spürbar, wenn beim Blick über die Landschaft unter irgendeinem Baum unser Priester die Beichte hörte oder die Krankensalbung würdevoll mit dem Blick auf das blaue Mittelmeer gespendet wurde. „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“ stand vielleicht unnötiger Weise auf jeder Seite des liebevoll und informativ gestalteten Pilgerbuches. Es wurde gelächelt und gelacht, nicht nur von der Reisegruppe, sondern auch von den wundervollen Rhodiern, die uns als Mitarbeiter des Hotels, in Gaststätten und Sehenswürdigkeiten begegneten. Fr. John Luke Gregory, der rhodische Generalvikar und katholische Pfarrer der Gemeinde „Our Lady of Victory“, und sein Team waren liebevolle Helfer in und um ihre Kirche. Eine besondere Ehre war der Empfang durch den Metropoliten von Rhodos, Kyrillos II. Bei seinem Gegenbesuch im Hotel überreichte er als Zeichen der brüderlichen Verbundenheit Bischof Stephan ein Brustkreuz – eine wundervolle Geste. War es wirklich eine zusammengewürfelte Reisegruppe oder waren nicht einfach alle wirkliche Malteser, ob im oder neben dem Rollstuhl? War es nicht deshalb eine Erfahrung der Harmonie und der Gemeinschaft, weil alle im Geiste des Malteserordens miteinander umgingen? Die Tage in Rhodos waren mehr als eine Reise! Weitere Bilder können Sie in unserer Flickr-Datenbank sehen!RHODOS 2019 – MEHR ALS NUR EINE REISE?
Professionelle Logistik
Malteser reisen nicht, Malteser pilgern
Begegnung zweier Bischöfe
Alle sind Malteser